Studio

Mein Herzträgt Schnurrbart

Ronny Goerner Story Eine lustige Anekdote aus meinem Studio 798

Rückblickend gesehen waren die Wochen in Peking wohl das bewegendste, das weiterführendste das wertvollste künstlerische Erlebnis meines Lebens.

2005: Was für interessante Gesprächsabende waren im Dashanzi 798, dem Kunstzentrum von Beijing tagtäglich mit den vielen Besuchern möglich. Nie wieder bin ich auf ähnliches Interesse gestoßen. Schülergruppen, Japanische Kunstinteressierte, australische Besucher, Europäer und Gäste aus den Staaten - der Zulauf war enorm: mein vorübergehendes Studio gleich neben der Niederlassung der Ochs Gallery aus Berlin war ein sehr prominenter Platz

Dashanzi
Musikalische Seilschaft made in Beijing

Story: Eines Tages, ich war allein im Studio und arbeitete an einem meiner 7 Großformate. Tags zuvor schenkte mir eine Pariser Künstlerin 2 CDs mit den großen Beethoven Sonaten. Diese Musik raste durch das Studio als die Türe sich öffnete und … mein Herz stand still … da stand plötzlich eine Erscheinung im Studio, ein gewaltiger Riese mit rotblondem Strohhaar zum Schwanz gebunden und extrem hohen Backenknochen, kleine stechende Augen spitzen mich an, fast sank ich in die Knie - das war Dschingis Khan ohne Zweifel - er sprengte fast die Türe, nur das Säbelrasseln lies er bleiben Mit Gefolge? bereit mein Studio zu zertrümmern…

Flucht war mein vordringlichster Gedanke. Aber wohin- da war keine Fluchtmöglichkeit. Ich wich zurück und hatte wahrscheinlich einen so panischen Ausdruck, als er weiter ins Studio trat - doch er ergriff die Initiative:

Dieses 2 Meter Monster stand still im Raum, deutete entzückt nach oben in den Halbstock zur Quelle der Musik und sagte gebrochen - Beethoven!!! Langsam setzte mein Herzschlag wieder ein und es stellte sich im Laufe des folgenden Gespräches heraus, dass er Oboist im Orchester von Ulan Bator war. Ein Mongole also - er war der einzige meiner vielen Gäste den ich in den folgenden Tagen zum Tee bat, begleitet von Pathetique und Mondschein. Zwei Kontinente vereint von Beethoven.

Wochen voller Spannung folgten…

Story: Mitgenommen aus Österreich hatte ich einen blitzblauen gesteppten Mantel, eigentlich ein Kindermantel. Jedenfalls war dieser Mantel in Dashanzi schon sehr bekannt. Vor meiner Rückreise bemalte ich diesen Mantel, als Kunstwerk soll er allen Künstlerinnen zur Verfügung stehen:
Eine riesige Ameise mit Namen „dashi“- bitte zurück ins Studio Chu Chuengg bringen!

Ausstellung in Peking

Ich werde immer Heimweh haben nach Beijing.