Poems

...der Eiskristall auf warmer Hauterwartet zartes Vergehen..."sag mir drei Lilienin Warten gewogen"

Ronny Goerner aus *Innerer Garten* Lyrische Poems Heilungsritual für beschädigte Seelen

Die Gedichte im ersten Teil von "Innerer Garten" sind als Heilungsritual für beschädigte Seelen zu verstehen.

Hintergrundbild Papierschnipsel

AN DIE ERDE

ich weiß die Erde
sie fällt mir zu
in die vertiefte Zeit
ich weiß die Erde will sie notwenden
jage Krämerseelen von kostbarem Gut

deine Wachsamkeit Erde
hat dich erglüht
in Adern der Lande
Völkerscharen getrommelt
deinen Herzschlag hab’ ich umseilt
deine Liegestatt hab‘ ich geteilt
deine Schwermut deckt mich zu

Mutter Erde in sich gekehrt
du hast den Abend den Morgen durchsponnen
Segen wird in deinem Samen rasten
ich litt in Demut die Erde
ich litt den Tag in den Tod

DAUERWELLE

du machtest schon Fisimatenten im Geburtskanal
sagte meine Mutter als ich das Schlafstück von ihren Knöcheln hob
dann schichtet sie Krieg zum Kriege mit Planen verhüllt
durchkettet die Geburtensaat
dann sammelt sie stumm alle Engel ein…
die Niedergelassenen und auch die Grenzenlosen
gefertigt aus Erbarmen…

ich rase aus meiner Matte hoch spitze den Bleistift bis zum Ende
und gähne allen Leerzeichen und Staben stecke ihre Früchte in meine Unbeschlagenheit, tüftelnd…
viel Nichtigkeit wird aufgelesen und eingefahren wie Heu

es reiht sich Dauerwelle an Wallung und zurück zum Sommernachtstraum und die Hatz auf Dichter
sprecht aus was ihr weint. So eine Unverschämtheit mir euer Straucheln anzulasten
mein Gehweg ist doch so erblüht

so giftig im Essentiellen hockt dieser Buhl
und diese Natter hat auch noch Flügel…

verlassener Meilenstein
ein flüsternd Brot
ein Knistern im Rupfen
Tödin, zerknittert im letzten Gewand

Allmutter Sieg der König verfällt

WASSERWIRBEL

leises Verlangen halt ich im Arm bevor der Türspalt öffnet -
gleich hinter meinem Auge hast du behutsam Platz genommen
zusammengerollt auf meinem Waschtisch Mutter Känguruh äugt

mit erstem Sonnenstrahl Kinds Känguruh Kopf tastet sich fragend…
Maifedern wirbeln im Haar
und sanfte Pfoten die Haare mir kämmen
sie streicheln den Nacken mir
sie streicheln mir Kindsgebung zu

Violen biegen im Frühnebel
und saugen dich auf du Eden

gestreckt auf meinem Waschtisch Mutter Känguruh
im Serengetisitz Kinds Körperchen fluffig…
euren Schatten will ich streicheln
Maifedern berühren - da hab ich geöffnet mein Aug‘…

Mutter verrinnt im Wasserrauschen
im Wasserwirbel verschwingt ihr Kind...

KOUROS UND KORE

Adelaide hat sie geheißen die Kore
die in einem düsteren Augenblick dem Flußgott versank
vor Jahrtausenden hast du mich so sehr begehrt sagte der Kouros
unsere Verbindung im Albumblatt aber hält
denn du hast Quittenkäse auf mein Konterfei geklebt
damit wenn das Blatt schließt es ewig dein Konterfei küßt

denn wir haben uns so sehr geliebt
sagte der Kouros und begann sich zu schälen
unter Geschichtstrümmern immer wieder unsere Weihe

über süße Strophen haben wir getanzt
und es sprach der Wahn - die Füße verloren Haftung
wir wühlten in hautnahen Illusionen
aus Angst vor gestopfter Lebenszeit

Erdbereichung die Schwerkraft flieht und findet uns wieder im Vogelgebüsch
vogelstämmige Bewußtheit in atemberaubender Wiederkehr

wir blühen einander zu - immer legen wir die Blätter ab um einander zu sein
das Überschreiten der Jahreskreise
das Ineinanderformen unserer Dornen
das Übereinanderschichten von Jetzt und Endlich
das Spannen von Stöhnen über Schluchten
in vielen Wiegen war unser Kommen
unser Finden übersprang Horizonte
wir blickten in Schwebe einander zu

heute sind wir Beide ein Acrylglasabdruck
und hängen für Zeitspannen grenzenlos am Erinnerungshaken
Kouros und Kore - gesäumt von Expertisen

Kostproben aus meiner Liebes-Lyrik zum speichern

AN DIE ERDE als PDF-Datei (Innerer Garten)
SAG‘ DREI TRUNK’NE WÖRTER als PDF-Datei (Innerer Garten)
DAUERWELLE als PDF-Datei (Innerer Garten)
WASSERWIRBEL als PDF-Datei (Innerer Garten)
KOUROS UND KORE als PDF-Datei (Innerer Garten)
UMKREIST HOCKENDEN LEIB als PDF-Datei (Innerer Garten)

 

Mehr dazu...

Der Kunstband von Ronny Goerner „INNERER GARTEN“
spannt den schriftstellerischen Bogen von der Lyrik zur Prosa und wagt einen Ausflug in das Experimentelle.
(die Gedichte im ersten Teil sind als Heilungsritual für beschädigte Seelen zu verstehen. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Fieberstellung Leben, aus dem Jetzt und deutet an, dass Konflikte keine Lösung anbieten, dass innere Widersprüche verwunden, jedoch auch verwandeln können. Der dritte Teil wagt den Schritt in die moderne Lyrik. Diese geht zwar über Gefasstes hinaus, erlaubt sich Vieles, ist aber nie beiläufig, sondern folgt tiefen Gesetzmäßigkeiten.)